Engagement Call Talanx AG
Engagement Protokoll
Termin: 04.09.2024, 9:00 Uhr
Unternehmen: Talanx AG
Teilnehmende: Ioannis Kalaitzidis (Talanx AG, Controlling and Finance), Eike Möllring (Talanx AG, Controlling and Finance), Jessica Blinne (Talanx AG, Investor Relations), Maik Knappe (Talanx AG, Investor Relations), Elena Mock (Warburg Invest KAGmbH, ESG Office), Nico Studenroth (Warburg Invest KAGmbH, ESG Office)
Allgemeine Motivation für Unternehmensdialoge:
Der Engagement-Prozess der Warburg Gruppe wird durch ESG Gremium angestoßen. Derzeit setzt sich dieses aus zwei Mitarbeitern und einem Geschäftsführer der Warburg Invest Kapitalanlagegesellschaft, zwei Mitarbeitern der Vermögensverwaltung der M.M.Warburg & CO, dem Leiter des Investment Offices und der Vermögensverwaltung von Marcard Stein & CO sowie dem ESG Manager von M.M.Warburg & CO zusammen.
Die Vertreter der Warburg Gruppe diskutieren quartalsweise im ESG Gremium schwerwiegende Kontroversen* in Bezug auf Governance, soziale und/ oder ökologische Aspekte. Entscheidet das ESG Gremium sich für einen Engagement-Prozess und das Unternehmen kann im darauffolgenden Dialog die Kontroverse nicht glaubhaft widerlegen oder einen hinreichend guten Umgang mit der Kontroverse nachweisen, wird das Unternehmen zwangsläufig aus dem investierbaren Universum der Warburg Gruppe entfernt.
Unternehmensdialoge erachtet die Warburg Gruppe als wirksames Instrument zur ganzheitlichen Beurteilung von Unternehmen sowie als Möglichkeit, nachhaltigkeitsrelevante Themen zu adressieren als auch unternehmensspezifische ESG-Sachverhalte aktiv zu hinterfragen. Der aktive Dialog versetzt die Warburg Gruppe nicht nur in die Lage, solidere Anlagescheidungen zu fällen, sondern auch infolge einer proaktiven Ansprache Unternehmen für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren. Hiermit wird beabsichtigt, die ökologische Transformation von Geschäftsaktivitäten zu unterstützen und damit gleichzeitig besonders langfristige Investitionen sicherzustellen.
Konkreter Sachverhalt für das Engagement:
In dem Artikel 9 Fonds, dem Warburg Invest Responsible - Corporate Bonds, legen wir großen Wert darauf, Kapital in Projekte zu lenken, die einen positiven überwiegend ökologischen Beitrag leisten. Somit sind Investition in Green Bonds ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie, da wir damit nicht nur finanzielle Renditen erzielen, sondern auch nachhaltige Entwicklungsziele unterstützen. Der Green Bond ermöglicht es uns, Projekte zu fördern, die sich durch ihre positiven Umweltauswirkungen auszeichnen, wie beispielsweise die Verringerung von CO2-Emissionen und die Förderung erneuerbarer Energien.
Zweck des Austauschs ist es, sicherzustellen, dass diese Investitionen tatsächlich die angestrebten, positiven ökologischen Effekte haben. Wir möchten verstehen, wie die Mittel konkret verwendet werden, welche Umweltauswirkungen erzielt wurden und wie diese mit unseren Nachhaltigkeitszielen in Einklang stehen. Durch die stichprobenweise Prüfung der zweckgebundenen Anleihen können wir die Transparenz und Effektivität unserer nachhaltigen Investitionen erhöhen und gleichzeitig dazu beitragen, dass unsere Fonds weiterhin eine führende Rolle im Bereich verantwortungsbewusster Investments einnehmen.
Geschäftsmodell des Emittenten:
Die Talanx AG („Talanx“) ist ein Anbieter mehrerer Marken im Bereich Versicherungen und Finanzdienstleistungen. Der Talanx-Konzern hat Tochtergesellschaften und Niederlassungen auf fünf Kontinenten und unterhält Geschäftsbeziehungen zu Erst- und Rückversicherungskunden in mehr als 175 Ländern.
Das Erstversicherungsgeschäft des Konzerns ist in drei Geschäftsbereiche unterteilt: Industrieversicherung, Privatkunden Deutschland (mit den Sparten Schaden- und Unfallversicherung und Lebensversicherung) und Privatkunden International. Das Geschäftsfeld Rückversicherung besteht aus den Segmenten Schaden-Rückversicherung und Personen-Rückversicherung, die von der Hannover Rück SE betrieben werden.
Zu den wichtigsten Marken der Gruppe gehören Talanx, Hannover Rück und HDI. Letztere wird von Unternehmen der Industrieversicherung und des Privatkundengeschäfts im In- und Ausland genutzt (z.B. HDI Seguros und HDI Sigorta). Weitere wichtige Marken sind E+S Rück, Ampega, WARTA, TARGO-Versicherung, neue leben-Versicherungen und Lifestyle Protection.
Ergebnisse des Unternehmensdialoges / Handlungsempfehlung:
Gegenstand des Dialogs waren zunächst die Prozesse und Mechanismen zur unabhängigen Überprüfung der Datenqualität der veröffentlichten Berichte zum emittierten Green Bond von Talanx. Talanx berichtet, dass sie grundsätzlich zwischen Prozessen vor und nach der Emission unterscheiden. Vor der Emission des Green Bonds im Jahr 2021 wurde gemeinsam mit Partnerbanken das unternehmenseigene Green Bond Framework erstellt. Eine unabhängige Second Party Opinion von Sustainalytics bestätigte die Konformität des Frameworks mit gängigen Marktstandards.
Nach der erfolgreichen Emission des Green Bonds wurde der Green Bond Allocation and Impact Report von Sustainalytics geprüft und durch Talanx veröffentlicht. Dieser beschreibt die Verwendung der eingeworbenen Mittel. Talanx verwendet das Emissionsvolumen in Höhe von 500 Mio. EUR für Projekte im Bereich Erneuerbare Energien und Green Buildings in Deutschland und Spanien. Talanx hat sich für diese Standorte innerhalb der EU entschieden, um hohe Projektstandards gewährleisten zu können. Eine erneute Überprüfung würde nur dann erfolgen, wenn sich wesentliche Änderungen in der Allokation der Mittel ergeben, z. B. wenn Projekte aus dem Portfolio herausfallen und sich dadurch die vermiedenen Emissionen wesentlich ändern.
Bezüglich der Gestaltung des Allocation and Impact Reports wurde die Datenübersicht diskutiert. Talanx beschreibt bereits die Mittelverwendung nach Ländern und Projektbereichen. Ebenso werden die relativen Anteile der Energieausweise der Immobilien sowie deren Nutzung und Baujahr dargestellt. Darüber hinaus hat Talanx zwei Fallstudien in den Bericht integriert, eine für den Bereich Green Buildings und eine für den Bereich Erneuerbare Energien. Nicht zuletzt weist das Unternehmen auch die durch die Projektfinanzierungen vermiedenen Emissionen aus. Um die Breite der dargestellten Daten noch weiter zu verbessern, wären noch zusätzliche Informationen denkbar, z. B. detaillierte Beschreibungen zu allen Projekten.
Des Weiteren wurden die verschiedenen Standards bzw. deren Anforderungen diskutiert. Die Talanx wies darauf hin, dass sie die EU Green Bond Standards in Zukunft nicht auf freiwilliger Basis zu 100 Prozent erfüllen möchte und bei der Orientierung an ICMA Standards bleiben möchte. Warburg Invest betonte in diesem Zusammenhang, dass die bisher von Talanx verwendeten Standards, die Green Bond Principles der ICMA, Raum für Kreativität ließen und die EU Green Bond Standards einen höheren Standard darstellten.
Emittenten von Green Bonds können im Vergleich zu klassischen Anleihen geringere Zinszahlungen verlangen. Dieses so genannte "Greenium" reicht nach persönlicher Einschätzung von Herrn Kalaitzidis jedoch nicht aus, um die Emission von Green Bonds zu rechtfertigen. Für Talanx spiele der finanzielle Anreiz daher eine untergeordnete Rolle. Vielmehr gehe es darum, die Kapitalstruktur des Unternehmens mit der Nachhaltigkeits-strategie in Einklang zu bringen. Zudem erschließt sich das Unternehmen durch Green Bonds eine breitere Investorenbasis. Diese Aspekte überwiegen somit die Tatsache, dass die mit der Emission von Green Bonds verbundenen Mehrkosten nur zum Teil durch das Greenium kompensiert werden können. Darüber hinaus wurden im Geschäftsjahr 2021 Nachhaltigkeitsaspekte auch in das Vorstandsvergütungssystem integriert und ein Teil der variablen Vergütung des Vorstandes an die Erreichung individueller Nachhaltigkeitsziele gebunden, die eine nachhaltige und langfristige Entwicklung der Gesellschaft unterstützen.
Zum Abschluss des Gesprächs bat Talanx um eine Einschätzung ihres Frameworks im Vergleich zu anderen Unternehmen aus Sicht des Investors Warburg Invest. Insbesondere eine Einschätzung der Präferenz für die Projektbereiche Erneuerbare Energien und Green Buildings wäre hilfreich. Warburg Invest erwähnte, dass der Impact durch Erneuerbare Energien klarer sei. Ebenso sei dieser intuitiver zu verstehen und somit leichter zu vermarkten, da die Adressaten den Impact schnell einordnen könnten. Dennoch bevorzuge man keinen der beiden Bereiche, da allein aus Sicht des Portfoliomanagements ein ausreichend breites Anlageuniversum gewährleistet sein müsse.
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