Mittelfristige Perspektiven für Aktien: S&P 500 und Stoxx 600 auf Augenhöhe!
Kernpunkte
- Wir rechnen mit einer positiven Wertentwicklung der wichtigsten Aktienindizes. Über die nächsten 5 Jahre sind je nach Index 6,0% bis 9,7% pro Jahr möglich.
- Die Dominanz des S&P 500 geht zu Ende. Large Caps in Europa und den USA liegen gleichauf.
- Die besten Perspektiven bestehen in Japan und in Großbritannien
In unserer Erstausgabe hatten wir vorgestellt, wie die Perspektiven für den US-Aktienmarkt über die nächsten 5 Jahre aussehen. Daran knüpfen wir an, und zeigen im aktuellen Spotlight nach derselben Methodik, was Investoren von den internationalen Aktienmärkten über die mittlere Frist erwarten können.
S&P 500 und Stoxx 600 auf Augenhöhe!
Aktuell haben europäische Aktien einen schweren Stand. Offensichtliche konjunkturelle und strukturelle Probleme in den wirtschaftlich wichtigsten Ländern Europas, sowie die beeindruckenden Gewinne von US-Unternehmen bringen Anhänger von europäischen Aktien in Erklärungsnot. Wir würden europäische Aktien allerdings nicht vorschnell abschreiben.
Die Herausforderungen für die Unternehmen im Stoxx 600 liegen auf der Gewinnseite: In den letzten 15 Jahren gab es vor Inflation nur ca. 2,5% Gewinnwachstum pro Jahr zu verzeichnen, gegenüber fast 7,5% in den USA. Für unsere Prognose rechnen wir in den nächsten 5 Jahren sogar nochmals mit einem geringeren Gewinnwachstum in Europa, weil uns die Zuversicht für einen ausreichend wirtschaftsfreundlichen Kurs fehlt und eine wesentliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Unternehmen ausbleiben dürfte.
Doch die Carry-Perspektiven (Dividenden und Aktienrückkäufe abzgl. Kapitalerhöhungen) in Europa sind ordentlich, und insbesondere gegenüber den USA bestehen kaum Belastungen durch hohe Bewertungen. Insgesamt kommen wir daher zu dem Ergebnis, dass die Ertragsperspektiven für Large-Caps auf beiden Seiten des Atlantiks ähnlich hoch ausfallen.
Für die nächsten Monate ist es durchaus wahrscheinlich, dass US-Aktien weiterhin die Nase vor den europäischen Indizes haben. Dem zurzeit verbreiten Optimismus, dass die Vormachtstellung von US-Aktien dauerhaft gegen die „Schwerkraft der hohen Bewertungen“ schützen wird, können wir uns aber nicht anschließen.
Gehören auf den Einkaufszettel: Aktien aus Japan und UK
Japanische Aktien sind attraktiv: Die Unternehmen im Leitindex Topix bieten seit vielen Jahren ein ordentliches Gewinnwachstum, die Regierung hat mehrere Maßnahmen angestoßen, um die Corporate Governance zu verbessern, und Japan dürfte in vielen internationalen Portfolios immer noch klar unterrepräsentiert sein. Aus der Sicht eines Euro-Investors bietet eine Absicherung des Yen zudem aktuell ein kleines Rendite-Plus, das noch auf mögliche Aktiengewinne zuzuschlagen wäre.
Diese Themen sind nicht mehr ganz neu: 2023 lag der Topix unter den wichtigsten Märkten vorne und schlug sogar ein S&P 500-Investment (jeweils in lokaler Währung); nach einem fulminanten ersten Halbjahr 2024 sieht es auf Gesamtjahressicht 2024 immer noch nach Platz 2 für den Topix aus.
Investoren, die den japanischen Markt beimischen wollen, müssen allerdings einige schwierige Fragen beantworten. Ganz oben auf der Liste: Wie hoch darf die Beimischung ausfallen? Die Schwankungsbreite ist mitunter deutlich höher als an anderen entwickelten Märkten. Eine unsanfte Erinnerung daran gab es im Sommer 2024, als der Topix innerhalb von drei Tagen um rund 20% gen Süden rauschte. Unabhängig davon: Kaum ein Aktienmarkt bietet eine so gute Perspektive. Japanische Aktien halten wir ausdrücklich für attraktiv.
Der FTSE 100 hat die mit Abstand besten Carry-Eigenschaften unter den von uns geschätzten Märkten. Leider sind Aktien aus Großbritannien auch unbeliebt, was sich in zahlreichen Delistings und in einer gegenüber vielen anderen Märkten recht günstigen Bewertung niederschlägt. Rechnerisch ist der FTSE 100 selbst mit vergleichsweise konservativen Annahmen klar attraktiv. Über einen ausreichend langen Zeitraum geben wir die Hoffnung nicht auf, dass dies von den Marktteilnehmern auch gewürdigt wird.
Schwellenländer-Aktien
Gegenüber dem letztem Jahr haben wir die Ertragsschätzungen für die Schwellenländeraktien des MSCI Emerging Markets ganz deutlich nach oben genommen (für die meisten anderen Märkte haben wir sie reduziert). Trotzdem bleibt der Markt im internationalen Vergleich Schlusslicht.
Für die Ertragsschätzungen sind besonders zwei Punkte wichtig:
- In den letzten 15 Jahren lag das durchschnittliche Gewinnwachstum im MSCI Emerging Markets knapp unterhalb der Inflationsrate. Anders ausgedrückt: Auf einer realen Basis sind die Unternehmensgewinne im Mittel gefallen! Dies hat die Wertentwicklung entscheidend belastet.
- Schwellenländer-Aktien sind besonders zyklisch, und die Abweichungen vom Gewinntrend können ausgeprägt ausfallen. Fallen steigende Gewinne und ein positives Sentiment zusammen, sind sehr starke und scharfe Aktien-Rallyes möglich, die das mittelfristige Ergebnis maßgeblich beeinflussen können.
Allen politischen und zyklischen Herausforderungen zum Trotz haben sich die Gewinnschätzungen für Schwellenländer-Aktien zuletzt klar verbessert. Wir haben unsere Schätzung für die realen Gewinnperspektiven daher erhöht. Es fehlt jedoch noch an Überzeugung, dass es sich um einen nachhaltig positiven Trend handelt; auf eine Frist von fünf Jahren bleiben wir insofern auch zunächst vorsichtig.
Unter taktischen Aspekten sollten Investoren Schwellenländer dagegen unbedingt im Auge behalten. Denn in einem Umfeld steigender Gewinne kann schon ein Fünkchen Optimismus ausreichen, um Aktienkurse zumindest zeitweilig in die Höhe schnellen zu lassen. Schon etwas weniger scharfe Zölle oder eine Aufhellung der Weltkonjunktur könnten die miesepetrige Stimmung rund um Schwellenländer zum Besseren wenden.
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