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Euro Stoxx setzt sich an die Spitze!

Kernpunkte

  • Der Euro Stoxx 50 liegt seit Ende November 2024 mehr als 15% vor dem S&P 500. Der Treibstoff für diese Entwicklung: Aktien aus Europa waren unpopulär und unterrepräsentiert.
  • Der Investment-Case für Euro-Aktien dürfte in den kommenden Wochen nochmals unter die Lupe genommen und neu bewertet werden.
  • Wir gelangen zu der Einschätzung, dass es für einen Einstieg bei europäischen Aktien noch nicht zu spät ist.

Unter dem Eindruck politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Belastungen drohten Aktien aus Europa in den vergangenen Jahren in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Ein Gradmesser für die Misere: Europäische Aktien hatten Ende Januar 2025 nur noch einen Anteil von 15% am MSCI-World, für Euro-Aktien waren es lediglich 8%. Manch einer scheute nicht einmal vor der Aussage zurück, auch diese „Restbestände“ brauche man nun wirklich nicht mehr in einem international aufgestellten Aktien-Portfolio zu halten. Doch Totgesagte leben länger!

Matthias Thiel
Head of Multi Asset
Hamburg

Euro Stoxx 50 und S&P 500

Aussicht auf ein besseres Investmentklima

Seit November 2024 haben Aktien in Europa gemessen am Euro Stoxx 50 nicht nur eine beeindruckende absolute Wertentwicklung von fast 17% hingelegt, sondern auch den US-Aktienmarkt im Regen stehen gelassen. Bemerkenswert: Diese Entwicklung fand nahezu ohne Rücksetzer statt.

Verschiedene Gründe wurden für diese Outperformance angeführt: u.a. die Europäische Zentralbank würde die Konjunktur stärker stützen als die US-Fed, die neue Bundesregierung könnte zu einer expansiveren Fiskalpolitik umschwenken, und es bestehe die Aussicht auf einen Frieden in der Ukraine.

Das sind alles gute Argumente; nur sind sie auch die Ursache für die gute europäische Performance? Wir halten das für unwahrscheinlich. Denn auch andere Märkte außerhalb Europas haben den S&P 500 in dieser Zeit deutlich hinter sich gelassen, insbesondere in den Schwellenländern. So zählten chinesische Technologie-Aktien zu den größten Gewinnern, und auch der Hang Seng glänzte mit einer Outperformance von zwischenzeitlich mehr als 20% gegenüber dem S&P 500. Kleinster gemeinsamer Nenner: In der Investorengemeinde galten diese Aktien bzw. Märkte als unpopulär, und wir gehen davon aus, dass sie in vielen Portfolios stark untergewichtet waren.

Unpopulär und unterrepräsentiert

Die Aussicht auf ein positiveres Narrativ an den Aktienmärkten außerhalb der USA hat nach unserer Meinung die Initialzündung für die aktuelle Rallye eingeleitet. Aber den Treibstoff liefern Investoren, die zu wenig Europa (oder EM-Aktien) in den Portfolios halten und auf das Momentum aufspringen mussten.

Zu einem späteren Zeitpunkt dürfte es dann entscheidend sein, ob der langfristige Investment-Case für den europäischen Aktienmarkt tragfähig ist – diese Periode dürfte dann aber nicht mehr von einer praktisch rückschlagfreien Outperformance gegenüber US-Aktien gekennzeichnet sein, sondern tendenziell von einer langsameren und volatileren Wertentwicklung des europäischen Aktienmarktes.



Die Outperformance im historischen Vergleich: Schon weit gelaufen?

Um besser einschätzen zu können, wo wir uns in der aktuellen Rallye zugunsten von europäischen Aktien befinden, haben wir Episoden in der Vergangenheit identifiziert, in denen es eine klar bessere Wertentwicklung in Europa als in den USA gegeben hat – also Zeiträume, deren technische Charakteristika ähnlich ausfallen wie das aktuelle Marktgeschehen.

Erstes Ergebnis: Im historischen Vergleich ist die aktuelle Outperformance des Euro Stoxx 50 bereits bemerkenswert stark. Unseren Berechnungen zufolge fielen nur rund 10% der relativen Rallyes in der Vergangenheit nochmals stärker aus als die heutige und nur rund 15% haben länger angedauert. Das ist allerdings keine Entwarnung für diejenigen, die nach wie vor nur wenig europäische Aktien halten. Denn in den Jahren 1992, 1998 und auch 2005 startete der Euro Stoxx 50 jeweils einen mehrmonatigen Höhenflug gegenüber dem S&P 500, mit nochmals deutlich kräftigeren relativen Gewinnen.

Zweites Ergebnis: Europa bietet auch jetzt noch mehr Chancen als Risiken. Die größte Investorensorge, die gegen einen Einstieg oder eine Aufstockung bei Euro-Aktien zum jetzigen Zeitpunkt spricht, ist sicherlich, die „doppelte Ohrfeige“ zu kassieren. Also das Risiko, erst eine gute Performance verpasst zu haben und dann auch noch genau zu dem Zeitpunkt aufzuspringen, wenn der europäische Aktienmarkt wieder unter Druck gerät und hinter US-Aktien zurückbleibt. Völlig ausschließen lässt sich dieses Szenario zwar nie. Aber: Wir haben untersucht, was nach dem Ende einer Euro Stoxx 50 Outperformance zu beobachten war. Über einen Zeitraum von 30 Handelstagen notierte der Euro Stoxx 50 relativ zum S&P 500 im Mittel nahezu gleich stark, und die absolute Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 war nach dem Ende der Outperformance im Durchschnitt sogar leicht positiv.

Drittes Ergebnis: Vorsicht, wenn der US-Markt schwächelt. Üblicherweise fallen Phasen substanzieller Outperformance des Euro Stoxx 50 mit einer positiven oder zumindest stabilen Aktien-Wertentwicklung in den USA zusammen. Im Klartext: Eine Korrektur in den USA könnte ebenso ein Ende der relativen Euro Stoxx 50 Rallye einläuten wie eine Enttäuschung in Bezug auf das fundamentale Umfeld in Europa.

Fazit

Wir dürften in den kommenden Wochen einen Punkt erreichen, wo die Unterstützung von technischen Faktoren für den europäischen Aktienmarkt abnimmt. Dann dürfte die Belastbarkeit des Investment-Case für Aktien aus Europa nochmals genau unter die Lupe genommen werden. Für uns ist durchaus vorstellbar, dass dies nochmals einen Schub für Euro-Aktien auslöst.

Schließlich stehen die Regierungen in Europa vor erheblichen Herausforderungen, die bislang undenkbare Ausgabenprogramme auslösen und das Investmentklima verbessern könnten. Zudem bleiben US-Aktien zum Teil extrem teuer. Natürlich ist Vieles aktuell unklar, die Unsicherheit hoch. Die positive Nachricht aus unserer Sicht ist aber, dass sich Investoren zumindest jetzt noch gar nicht final festlegen müssen, ob der fundamentale Optimismus für Aktien aus Europa Bestand hat. Für einen Einstieg bei europäischen Aktien ist es noch nicht zu spät.

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